Songs gehen nicht nur ins Ohr
Die Zeit ist gnädig mit ihnen umgegangen. Zwölf Jahre ist es her, dass der Lions Club Baumberge-Münsterland die Simon & Garfunkel Revival Band zum ersten Mal nach Senden geholt hatte, aber Michael Frank und Guido Reuter schienen nicht einen Tag gealtert zu sein.
Das fiel etlichen der rund 600 Gäste in der Steverhalle auf, die sich diesen hochkarätigen Hörgenuss zum zweiten Mal gönnten. Und auch die Musikgeschichte hat sich weitergeschrieben seit den großen Zeiten des berühmten Singer-Songwriter-Duos in den 60-ern, doch ihre Hits funktionieren heute so gut wie damals. „Mrs. Robinson", „El condor pasa", „The Boxer" - die musikalischen Meilensteine des Originals sorgten in der Version der Revival Band am Wochenende für nahezu körperliche Reaktionen beim Publikum, und die reichten vom wohligen Schauer über den wippenden Fuß bis hin zu dem Moment, als es niemanden mehr auf den Sitzen hielt oder der Saal spontan zum Background-Chor mutierte.
Die Simon & Garfunkel Revival Band um Frontmann Michael Frank hat ihren ganz eigenen Umgang mit dem musikalischen Erbe ihrer Vorbilder gefunden. Sie kopieren nicht, sondern sie studieren die Musik des weltbekannten Duos bis ins letzte Detail, fördern unbekanntere Aufnahmen zutage und verweben sie mit Passagen der bekannten Albumversionen. Grandios zum Beispiel „Cecilia", das sie zunächst unkonventionell instrumentalisiert in einer südamerikanischen Version zum Besten gaben, bevor sie es eine Dur höher und mit der charakteristischen treibenden Trommel in die bekannte Radiovariante überführten, die wohl jeder im Publikum kannte.
Stichwort Publikum: Augenscheinlich ein großer Teil der Gäste verband mit Simon & Garfunkel Erinnerungen an die eigenen Jugend, allerdings schienen auch Jüngere sich in den Welthits von damals wiederzufinden.
Stimmlich lagen Frank und Reuter so dicht am Original, dass selbst eingefleischte Fans nur noch staunen konn-ten. Und während Paul Simon alias Michael Frank den ganzen Abend lang die Akustikgitarre kaum aus der Hand legte, steuerte Guido „Garfunkel" Reuter mal am Akkordeon, mal mit der Geige oder mal an der Flöte instrumentelle Akzente bei. Nicht weniger breit aufgestellt war Sebastian Fritzlar, der Keyboards, Bass, Ukulele oder Gitarre zum Einsatz brachte und für seine Soli stehende Ovationen bekam. Gleiches galt für Ingo Kaiser, der nonchalant das Schlagzeug bediente und auf Basis des berühmten Drum-Patterns von „50 Ways To Leave Your Lover", eines wahren rhythmischen Zungenbrechers, ein monumentales Solo entspann, das es in dieser Brillanz in der Steverhalle noch nie gegeben haben dürfte.
Nichtmusikalischer Effekt: Mit dem Überschuss aus der, Konzert unterstützt der Lions Club die Vestische Kinderklinik in Datteln.
von Sandra Molitor
