Das Nottulner Bildungsforum erwischt im November 2014 einen beachtlichen Start. 170 Zuhörer verfolgen die Gespräche. Nachfolgend der WN-Text von Ludger Warnke.
Freiheit und Bildung gehören zusammen. Für Benediktiner Prof. Dr. Elmar Salmann vom Kloster Gerleve hat Bildung die Aufgabe, eben jene Freiheit zu fördern, die den Menschen in die Lage versetzt, immer wieder etwas neu anfangen zu können mit seinem Leben. „Bildung ist Geburtshilfe“, sagte Salmann, „denn wir hören im Leben nie auf, uns zu bilden.“
Freiheit ist auch Klemens Rethmann wichtig. Der Vorstandsvorsitzende des Logistikdienstleisters Rhenus und Chef von 25.000 Mitarbeitern vertritt die Freiheit der persönlichen Entscheidung. Viele seien heutzutage entscheidungsunfähig, weshalb Erziehung und Bildung die Aufgabe haben, junge Menschen in die Lage zu versetzen, ihre Potenziale richtig einzuschätzen und darauf aufbauend Entscheidungen treffen zu können.
Zwei Aspekte einer Bildungsdiskussion, die am Montagabend eines deutlich machte: Beim 1. Nottulner Bildungsforum zum Rahmenthema „Leistungsdruck versus Persönlichkeitsentwicklung“, veranstaltet vom Lions Club Baumberge-Münsterland in Kooperation mit der Gemeinde Nottuln, wurde auf hohem Niveau diskutiert.
Rund 170 Gäste hatten sich zum Bildungsforum angemeldet. Die große Ausstellungshalle des Autohauses Rump bot dafür den perfekten Rahmen. Bürgermeister Peter Amadeus Schneider unterstrich in seinem Grußwort die Notwendigkeit, sich mit der Bildung zu beschäftigen. Das große Interesse mache Mut. Schneider dankte dem Lions Club Baumberge-Münsterland für die Bereitschaft, das Bildungsforum zu veranstalten, dem Beigeordneten Klaus Fallberg, der die Idee dazu hatte, sowie nicht zuletzt Geschäftsführer Johannes Bockstette vom Autohaus für die Bereitstellung der Räumlichkeit.
Unter der Moderation von Dr. Michael Oelck wartete das Bildungsforum mit vier sehr unterschiedlichen Referenten auf. Dipl.-Psychologin Inge Fettig vom Schulamt des Kreises Gießen/Vogelsberg beleuchtete aus psychologischer Sicht die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen. „Grundsätzlich will jedes Kind lernen“, sagte Fettig. Das gelte es zu fördern. Dafür müsse man Kindern Freiräume gewähren, Jugendlichen Schritte in die Eigenständigkeit ermöglichen. Ein gewisses Maß an Anforderung und Anstrengung sei dabei richtig und wichtig.
Bildung zu organisieren und Rahmenbedingungen zu schaffen, die jedem Kind eine Perspektive geben, sei staatlicher Auftrag, erläuterte die bildungspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Renate Hendricks. Bildung geschieht nicht nur in der Schule, sondern auch in den Kitas, die als Bildungseinrichtungen anzusehen seien.
Als Mann aus der Wirtschaft vermisst Klemens Rethmann zum Beispiel das Erziehungsziel, mit Misserfolgen zurechtzukommen. Denn die gehören zum Leben dazu. „Hinfallen ist keine Schande, das Liegenbleiben aber schon“, formulierte der Unternehmer.
Theologisch-philosophisch die Betrachtung von Prof. Salman. Er sieht die Gefahr, dass „wir uns übernehmen“. Denn inmitten einer wachsenden Komplexität gebe es eine Sehnsucht nach dem Elementaren.
Keine Frage, die vier Referenten gaben den Zuhörern so manchen Impuls. Für den Lions Club und die Gemeinde war es erfreulich zu sehen, dass nach Ende des offiziellen Teils viele Zuhörer noch blieben und lebhaft über das zuvor Gehörte diskutierten. Auch das war ein Ziel dieser Veranstaltung.